Crowdfunding: Die Macht der Masse

Crowdfunding hat sich in den vergangenen Jahren auch abseits der Gründerszene als beliebtes Finanzierungskonzept im Sportstättenbau etabliert. Eine Analyse der auf Crowdfunding-Projekte im Sport spezialisierten Plattform fairplaid belegt das rasante Wachstum der vergangenen Jahre: Lagen die ausgeschütteten Gesamtsummen aller auf der Website publizierten Projekte im Jahr 2014 noch bei 200.000 Euro, konnte die Plattform in den vergangenen Jahren einen Anstieg um 2.400 % auf eine Gesamtsumme von 5.000.000 Euro im Jahr 2018 verzeichnen.

Das Wort Crowdfunding setzt sich aus den englischen Begriffen „Crowd“ (deutsch: Menschenmenge) und „funding“ (deutsch: Finanzierung) zusammen und beschreibt das Sammeln von Kleinstbeträgen bzw. -spenden durch eine breite Masse an Unterstützern – meist über speziell ausgewiesene Internetplattformen. Als Oberbegriff fasst es zudem einzelne Finanzierungsmodelle wie Crowddonation, Crowdsponsoring, Crowdinvesting und Crowdlending zusammen – die Begriffe Crowdfunding und Crowdsponsoring werden im allgemeinen Sprachgebrauch aber meist kongruent verwendet.

Während beim Crowdfunding bzw. Crowdsponsoring Geldgeber eine der Höhe der zur Verfügung gestellten Geldsumme entsprechende materielle oder immaterielle Gegenleistung erhalten, sind die drei übrigen Finanzierungsmodelle wie folgt aufgebaut: Bei der Crowddonation handelt es sich um Kleinstspenden ohne Gegenleistung, Crowdlending beschreibt die Vergabe von (unter Umständen verzinsbaren) Kleinstdarlehen. Das Finanzierungskonzept Crowdinvesting zielt auf eine spätere finanzielle Beteiligung des Geldgebers ab, dürfte aber somit im Amateur- und Breitensport nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Vier Konzepte, ein Ziel: Crowddonation, Crowdsponsoring, Crowdinvesting und Crowdlending.
Vier Konzepte, ein Ziel: Crowddonation, Crowdsponsoring, Crowdinvesting und Crowdlending. Bild: Stadionwelt

Rechtliche Grundlagen

Im Rahmen eines geplanten Crowdfunding-Projekts gibt es einige rechtliche Aspekte, mit denen sich die Vereinsverantwortlichen in jedem Fall auseinandersetzen sollten. Zunächst gilt es aber, die Geschäftsbedingungen der einzelnen Internetplattformen zu beachten, über die das Projekt abgewickelt werden soll.

Im Vorfeld einer Kampagne muss zunächst stets das zu erreichende Finanzierungsziel (z. B. 50.000 Euro) kommuniziert werden. Unterstützer und Geldgeber können dem Verein in der Folge kleine bis mittelgroße Geldbeträge zur Verfügung stellen. Wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, gehen alle Geldbeträge an die Geldgeber zurück.

Doch auch aus steuerrechtlicher Sicht gibt es für die Projektverantwortlichen einiges zu beachten, denn je nach gewähltem Finanzierungskonzept werden mitunter andere Steuersätze fällig. Unterstützen Geldgeber ein Projekt ohne materielle oder immaterielle Gegenleistung, wie es etwa bei der Crowddonation der Fall ist, kann dies als Schenkung bzw. Zuschuss oder, im Fall eingetragener Vereine und ähnlicher gemeinnütziger Organisationen, als Spende bewertet werden.

Der Verein muss diese Spenden in der Regel nicht versteuern und Geldgeber können sie unter Umständen beim Finanzamt geltend machen – insofern Freiwilligkeit und Gemeinnützigkeit gegeben sind. Wichtig für Vereine: Trägt das Crowdfunding dazu bei, dass die Einnahmen im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb des Vereins eine Grenze von derzeit 35.000 Euro überschreiten, wird auch für Spenden eine Körperschaftssteuer fällig.

Crowdfunding- bzw. Crowdsponsoring-Kampagnen sind steuerrechtlich wie der Einkauf in einem Webshop zu bewerten – es entsteht ein Kaufvertrag, der Geldgeber erhält eine Gegenleistung.

Die zur Verfügung gestellten Geldbeträge sind dann vom Verein mit dem jeweils gültigen Umsatzsteuersatz zu versteuern – insofern ein Leistungsaustausch (z. B. Werbung, materiell Güter) besteht. Ob dieser mit 19 % oder 7 % berechnet wird, hängt von der Gegenleistung ab – Unterstützer aus dem EU-Ausland sind unter Umständen sogar von der Umsatzsteuer befreit. In der Praxis handelt es sich bei den oft immateriellen oder ideellen Gegenleistungen aber meist um nicht umsatzsteuerpflichtige Zuschüsse, weswegen Einnahmen durch Crowdfunding- bzw. Crowdsponsoring-Kampagnen steuerrechtlich ähnlich einer Spende abgewickelt werden können.

Doch Vorsicht: Zwar ist es Vereinen gestattet, die Geldgeber im Gegenzug für ihren Beitrag namentlich zu erwähnen – allerdings nur ohne „besondere Hervorhebung“. Wird ein Spender bzw. Geldgeber über seine namentliche Nennung bzw. Darstellung eines Firmenlogos hinaus „besonders hervorgehoben“, muss der erhaltene Geldbetrag steuerlich dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zugeordnet werden – die Umsatzsteuer und ggf. Körperschaftssteuer werden fällig. Crowdlending kann als klassisches Kreditgeschäft betrachtet werden und fällt somit nicht unter die Betriebseinnahmen.

Daher müssen Vereine und Sportstättenbetreiber ihre Einnahmen aus Crowdlending-Kampagnen nicht versteuern – lediglich die anfallenden Zinsen und Tilgungsbeträge müssen gedeckt werden. Im Gegenzug für ihr Darlehen erhalten die Geldgeber ihren zu Verfügung gestellten Geldbetrag verzinst zurück. Die zurückgezahlten Zinsen sind dabei durch den Geldgeber zu versteuern.

Hinter dem Crowdinvesting als viertes Finanzierungsmodell des Crowdfundings verbirgt sich ein klassisches Beteiligungsgeschäft. Geldgeber erhalten ihrem zur Verfügung gestellten Geldbetrag angemessene Unternehmensanteile.

Die erhoffte Rendite ist dann als Einnahme aus Kapitalvermögen einkommensteuerpflichtig. Diese Form des Crowdfunding hat sich allerdings aufgrund der meist nicht kommerziellen Nutzung vieler Sportstätten nicht im Amateur- und Breitensport etabliert.

Erfolgsfaktoren

Der Erfolg eines Crowdfunding-Projekts hängt von einer ganzen Reihe Faktoren ab und steht und fällt mit dem Engagement aller Beteiligten. Ein großes Netzwerk sowie die Verbreitung der Kampagne über reichweitenstarke Social-Media-Kanäle können sich positiv auf den Erfolg des Projekts auswirken. Das Projekt sollte von Anfang bis Ende regelmäßig promotet und keinesfalls sich selbst überlassen werden – Unterstützer sollten zudem stets über den aktuellen Status informiert werden.

Erfolgsfaktoren einer Crowdfunding-Kampagne
Erfolgsfaktoren einer Crowdfunding-Kampagne Bild: Stadionwelt
Im ersten Schritt sollten die Verantwortlichen eine realistische und erreichbare Finanzierungsschwelle wählen, in der die unter Umständen zu entrichtenden Steuern bereits einkalkuliert sind. Auch sollte man sich Gedanken über die Laufzeit der Kampagne machen: Während zu lange Laufzeiten oft dazu führen, dass das Projekt in der öffentlichen Wahrnehmung an Relevanz verliert, finden sich bei zu kurz gewählten Laufzeiten eventuell nicht genügend Geldgeber.

Optimal ist hier eine Laufzeit zwischen 20 und 30 Tagen, wie auch eine Auswertung der Crowdfunding-Plattform fairplaid belegt: Im Schnitt hatten die mehr als 750 im Jahr 2018 finanzierten Projekte eine durchschnittliche Laufzeit von 24 Tagen. In diesem Zeitraum konnten je Projekt im Schnitt 76 Unterstützer gewonnen werden, die einen durchschnittlichen Betrag von 66,99 Euro zur Verfügung stellten. Im zweiten Schritt sollten sich die Verantwortlichen überlegen, ob und welche Gegenleistung sie ihren Unterstützern anbieten wollen. Zusätzlich zu den bereits erwähnten steuerrechtlichen Faktoren ist hier vor allem die Zielgruppe genaustens zu betrachten.

Die Gegenleistungen sollten so gewählt sein, dass sie möglichst attraktiv für die erhofften Unterstützer sind. Als Gegenleistungen können immaterielle Güter wie Danksagungen, namentliche Erwähnungen oder das von vielen Crowdfunding-Plattformen angebotene „Gute Karma“ dienen, materielle Gegenleistungen erfolgen meist in Form von Vereins-Merchandise. Kreative Ideen können aber auch hier die Reichweite und den Erfolg einer Kampagne entscheidend beeinflussen – etwa ein Video vom gesamten Vereinsvorstand beim Berglauf gegen einen Beitrag von 30 Euro.

Weitere wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne sind eine aussagekräftige, ansprechende Projektbeschreibung, professionelles Bildmaterial sowie ein Pitch-Video. Letzteres dient der genauen Beschreibung des Projekts und kann bei professioneller Produktion selbst Geldgeber motivieren, die nicht aus dem direkten Vereinsumfeldstammen. Untersuchungen verschiedener Crowdfunding-Plattformen belegen, dass Kampagnen mit einem aussagekräftigen, persönlichen und emotionalen Pitch-Video auf ein deutlich größeres Interesse stoßen.

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